Auf dem roten Sofa regnet es rote Rosen

100. Mentorin des TANDEM Projektes ist die Erste mit Migrationshintergrund


„WOW!“ für mich soll es rote Rosen regnen! Staunend und sichtlich gerührt nimmt Semra Tugyildiz-Aslan auf dem roten Sofa Platz. Projektleiterin Elisabeth Meyer-Engelke hat diese Willkommensszene mit großer Freude arrangiert. Der besondere Anlass dafür ist, dass die 100. Mentorin im Tandem-Mentorenprojekt erstmals jemand mit Migrationshintergrund ist.

„Unser Bildungsprojekt der Stiftung HELP e.V. ist pure Prävention.“, erklärt Meyer-Engelke. Ungeschönt spricht sie Klartext: „Ein Großteil der Schülerschaft hat, verschärft durch die Pandemie, Defizite in den Kernkompetenzen: lesen, schreiben und rechnen. Gepaart mit, “im wahrsten Sinne Sprachlosigkeit und mentaler Obdachlosigkeit”, sind etliche Schüler in eine Abwärtsspirale geraten. Rasch wechselt sie in den Herztext und erzählt begeistert, dass die Mentoren ihre Schüler als wohlmeinende Wegbegleiter dort abholen wo sie sich mit ihrem individuellen Lerntempo befinden. Durch ihre zugewandte Herzenswärme und Ruhe werden die Schüler ermutigt und motiviert kontinuierlich zu lernen. Gleichzeitig entwickeln sie sich sozial positiv und gewinnen an Selbstvertrauen.

Das kann die 38-jährige Kurdin Tugyildiz-Aslan bestätigen. Ihr Sohn besucht die 7. Klasse des Gymnasiums und profitiert von seinem Mentor in diesem Projekt. Durch die gelungene Resonanz des Tandems wird die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein stärker. Das macht ihn im Schullalltag resilienter. Deshalb war es für sie selbstverständlich, sich an der Grundschule für einen marokkanischen Schüler als Mentorin zur Verfügung zu stellen.

Mit ihrem Ehrenamt, das bei vielen vielleicht noch unbekannt ist, möchte sie zweierlei erreichen. „Mein Hauptanliegen ist es, meinem Schüler verlässlich zur Seite zu stehen und außerdem durch mein Engagement Mitmenschen mit Migrationshintergrund zu ermutigen, sich für bessere Bildungschancen des Nachwuchses stark zu machen. Dem pflichtet Schulleiterin Anica Wilhelm-Machule bei. Sie lobt das seit über zwölf Jahren etablierte Projekt. Es umfasst 55 Tandems, die durch 40 Ehrenamtliche begleitet werden. Die Mentoren sind Gold wert und sie ist überzeugt, dass die Mentorenschüler ohne ihre zugewandten Mutmacher nicht so gut durch die Pandemie gekommen wären.

Das bundesweit einzige Bildungsprojekt mit seiner durchgehenden Bildungskette sucht für alle Projekt-Tatorte: Kita, Grundschule und Gymnasium fortlaufend neue Mentoren. Kontakt kann gerne unter meyer-engelke@stiftung-help.de hergestellt werden. Spenden sind ebenfalls willkommen, denn im neuen Schuljahr wird ein Kontingent kostenfreier Mittagessen spendiert und für Talente werden Führerscheine finanziert, um die Berufseinstiegschancen zu verbessern. Zukunftsmusik ist es, für besonders talentierte Abiturienten ein Stipendium zu vergeben.