Stress-Therapie in der “Entspannung durch Spiel”-AG

In der „Entspannung durch Spiel“ AG der Grundschule Fuhsestraße in Hannover-Stöcken haben Kinder jeden Freitag die Gelegenheit, den Stress der ganzen Woche abzuschütteln und danach tiefenentspannt ins Wochenende zu gehen.

Bis zu 40% aller Schüler leiden unter Stress

Stress im Kindesalter ist ein Problem, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Studien haben gezeigt, dass etwa ein Drittel aller Schüler, vor allem Mädchen, an Stress leiden.

Bis zu 40% aller Schüler ab 10 Jahren klagen sogar ein oder mehrere Male pro Woche über körperliche oder psychische Beschwerden, ausgelöst durch Stress.

Die Hauptgründe dafür sind Lärm, Leistungsdruck, Hausaufgaben und schlechte Stimmung in den Klassen. Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Rücken-, Kopf- oder Bauchschmerzen können die Folge sein.

Für die Ganztagesbetreuung bei Stiftung HELP e.V. ist das natürlich immer wieder Thema. Die Betreuer sind damit ständig konfrontiert: Was sich am Vormittag in der Unterrichtszeit aufbaut, muss Nachmittags schließlich irgendwie raus.

Deshalb hat Jasmin Englisz, die sich bei Stiftung HELP unter anderem auf Anti-Gewalt- und Anti-Stress-Trainings spezialisiert hat, Freitag Nachmittag die „Entspannung durch Spiel“- AG ins Leben gerufen.

Stress abbauen durch Auspowern

Die AG beginnt recht unscheinbar. Diesmal keine Meditation, kein Yoga, keine Ergotherapie.
Es geht los mit ein paar Spielen. Das Konzept ist einfach, aber effektiv: Erst auspowern, bis nichts mehr geht, Stress-Hormone abbauen, dann richtig abschalten.

Bei „Schwarz\Weiß“ werden die Kinder von einer Wand der Turnhalle zur anderen gejagt. Hin und her. Immer wieder. Von Entspannung keine Spur. Eher ein forderndes Aufwärm- und Ausdauertraining, das Aufmerksamkeit verlangt.

Es geht weiter mit „Zombieball“, eine rasante Völkerball-Variante mit etwas veränderten Regeln. Die Kinder nehmen dieses Spiel ernst. Sehr ernst. Über mehrere Runden werfen sich Jäger und Gejagte mit einem Schaumstoffball gegenseitig ab. Die Regeln ändern sich dabei dynamisch mit jeder Runde. Mitdenken ist also immer wichtig.

Danach folgen das „Popcornspiel“ und „Hühner/Füchse“. Beides sind im Prinzip klassische Fangen-Spiele, bei denen die Gefangen am Ende selbst zum Fänger werden. Um zu gewinnen, braucht es Teamgeist, Zusammenhalt und Fairness.

Höchste Zeit für Ausschalten

Am Ende liegen die Nerven blank. Erschöpfung macht sich durch kleine Streitereien bemerkbar. Es reicht für diese Woche. Alle Energie ist raus, nichts geht mehr. Alles genau nach Plan.
Erschöpft und verschwitzt legen sich die Kinder auf den Boden, quer durch die Halle verteilt.
Kein Blickkontakt soll ablenken, miteinander reden ist verboten. Die Kinder sollen sich nur auf sich selbst und sonst niemanden konzentrieren. Den meisten fällt das nicht mehr schwer. Jasmin Englisz hat das oft mit ihnen geübt. Irgendwann hallt ein kurzes Schnarchen durch die Halle.

Nach etwa 10 Minuten Stille beginnt Jasmin Englisz damit, abwechselnd jeweils zwei Schüler gleichzeitig mit Namen anzusprechen und ins Wochenende zu verabschieden – „Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, Ihr könnt jetzt gehen.“