Bereits seit 8 Jahren besteht die Talentförderung als Teilprojekt des TANDEM-Mentorenprojektes am Gymnasium Bad Nenndorf. “Sie ist als eine Art Goldschmiede für den Nachwuchs zu verstehen” erklärt Elisabeth Meyer-Engelke, Leiterin des Projektes. Mit Nachwuchs sind in diesem Fall die Schüler*innen des 12. Jahrgangs gemeint. Ihnen wird innerhalb der Talentförderung die Möglichkeit geboten, auf eine Entdeckungsreise zu gehen und eine Zukunftsvision für den beruflichen Werdegang zu erarbeiten. Einige der ehemaligen Talente stellen sich in diesem ersten Teil vor. Sie berichten von ihrem beruflichen Werdegang und was das außergewöhnliche Projekt ihnen gebracht hat!
Die Vision

Die Talentförderung baut auf drei Komponenten auf, welche letztlich das Geheimnis des Erfolgsrezeptes sind. Die erste Komponente: das Pinguin-Prinzip von Eckart von Hirschhausen. Es besagt, dass es im Leben und im Beruf darum geht, sein Element zu finden. Um das eigene Talent bestmöglich zu entwickeln und zu entfalten, ist es elementar, dass die Umgebung zu einem passt. Pinguine mögen an Land langsam und etwas tollpatschig wirken, im Wasser jedoch macht ihnen keiner etwas vor!
Die zweite Komponente: die Erarbeitung eines Persönlichkeitsprofils – sodass die Talente in ihre Ausbildung oder ihr Studium starten können, welche(s) passgenau – wie ein maßgeschneidertes Designerstück – zu ihnen passt. Die dritte und letzte Komponente: die Scouts behalten zusammen mit den Talenten die wichtigen und zentralen Fragen rund um die Talentförderung im Blick: Wie tickst du? Was brauchst du? Welche Umgebung passt zu deinem Talent? Wofür stehst du morgens und auch in Zukunft auf?
Mich treibt die Frage an, was die Augen der Talente zum Strahlen bringt.
Die Initiatorin

Elisabeth Meyer-Engelke
Projektleiterin
Alle erworbenen Kompetenzen haben mich 2010 ermutigt, das TANDEM–Mentorenprojekt in Bad Nenndorf ins Leben zu rufen. Meine Idee war es, eine durchgehende Bildungskette von der Kindertagesstätte über die Grundschule bis zum Gymnasium mit der Talentförderung als Krönung zu knüpfen. Getragen wird das bundesweit einzigartige Bildungsprojekt der Stiftung HELP e.V. durch rund 70 ehrenamtliche Mentoren*innen und Talentscouts, die sich für den Nachwuchs vor Ort stark machen.
Mein besonderes Herzensprojekt ist die Talentförderung. Ich liebe Menschen und begeistere mich für Jugendliche, um sie auf ihrem Weg zum maßgeschneiderten Ausbildungs- bzw. Studienplatz ergebnisoffen zu begleiten. Es ist mir eine große Freude mit Einfühlungsvermögen und Kreativität, junge Menschen zu ermutigen zuversichtlich und souverän ihren Weg zu gehen, ihr Talent und ihr Element zu finden, in dem sie ihre Stärken entwickeln können. Mich treibt die Frage an, was die Augen der Talente zum Strahlen bringt. Und wenn wir das gemeinsam entdeckt haben: Einfach losmarschieren und machen!
Die Talente
Aus der Talentförderung habe ich wertvolle Erfahrungen im professionellen Auftreten und in der erfolgreichen Durchführung von Bewerbungsgesprächen mitgenommen.

Daniel
Anlagenmechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik & Trialer Student im Fach Handwerksmanagement
Im Rahmen meines trialen Studiums kombiniere ich handwerkliche Praxis mit betriebswirtschaftlichem Wissen und vertiefe dadurch nicht nur mein technisches Fachwissen, sondern auch meine Managementfähigkeiten. Ab dem kommenden Jahr beginne ich zudem eine Weiterbildung zum Installateur- und Heizungsbaumeister.
Aus der Talentförderung des GBN habe ich wertvolle Erfahrungen im professionellen Auftreten und in der erfolgreichen Durchführung von Bewerbungsgesprächen mitgenommen.
Was ist ein triales Studium? Im trialen Studium werden, wie auch im dualen Studium, eine betriebliche Ausbildung und ein Bachelorstudium zusammen absolviert. Als dritte Komponente kommt hier noch der Abschluss der Meisterschule hinzu – diese macht aus dem dualen ein triales Studium.
Ohne die Talentförderung als Teil des TANDEM-Mentorenprojektes wäre mein Weg nicht derselbe gewesen.

Mustafa
Hardware-Ingenieur
Vom „Tat-Orte“ des TANDEM-Projekts habe ich von der Hausaufgabenhilfe über die Aktivpatenschaften bis hin zur Talentförderung profitiert. Da ich mit 17 Jahren aufgrund des Krieges aus meinem Heimatland Syrien fliehen musste, konnte ich dank der Aktivpatenschaft mit meiner Mentorin in nur 3,5 Jahren am GBN mein Abitur absolvieren und die deutsche Sprache erlernen.
Durch die Talentförderung haben sich meine Interessen und beruflichen Ziele klar herausgebildet. Gemeinsam mit meiner Mentorin, die auch mein Talentscout war, besuchte ich mehrere Studienmessen, auf denen ich erstmals mit meinem heutigen Arbeitgeber, der Robert Bosch GmbH, in Kontakt kam. Auch durch die Assessment-Center und Bewerbungsgesprächssimulationen mit einem Expertenteam konnte ich meine „Schwächen“ verbessern und meine „Stärken“ weiterentwickeln. Die Unterstützung beim Bewerbungsschreiben zeigte sich deutlich, als ich zu Auswahlverfahren bei großen Unternehmen wie VW, Continental und Bosch eingeladen wurde.
Ohne die Talentförderung als Teil des TANDEM-Mentorenprojektes wäre mein Weg nicht derselbe gewesen. Die Teilnahme war quasi ein Wendepunkt in meinem Leben. Sie hat mir Mut gegeben, Chancen eröffnet und den Grundstein dafür gelegt, dass meine Träume heute Realität sind. Die Welt braucht Menschen, die sich in einem solchen Projekt engagieren!
Die Talentförderung am GBN war für mich ein echter Gewinn.

Rebecca
Betriebswirtin & Studentin im Fach Architektur
Im Laufe meiner Tätigkeit stellte ich fest, dass die Energiebranche und BWL nicht meinen langfristigen Interessen entsprechen. Daher beginne ich nun, im September 2025, ein Zweitstudium der Architektur an der Technischen Hochschule Lübeck, um meiner kreativen Leidenschaft zu folgen und mich beruflich neu zu orientieren.
Die Talentförderung am GBN war für mich ein echter Gewinn. Besonders das fiktive Assessment-Center hat mir geholfen, mich selbst besser einzuschätzen und mit mehr Selbstbewusstsein in Bewerbungsgespräche zu gehen. Ich erinnere mich vor allem daran, wie ich durch die gezielte Vorbereitung und die praxisnahen Übungen mehrere Zusagen erhielt und mich souverän im Auswahlprozess behaupten konnte.
Es war überaus hilfreich und eine einmalige Möglichkeit, Fähigkeiten und Erfahrungen zu sammeln!

Frederik
Bundespolizist
Glücklicherweise gibt es auch seit meinem Einstellungsjahr einen Direkteinstieg für die Bundespolizei See. Das bedeutet, dass man sich direkt auf eine Stelle dort bewerben kann und sich nicht normal bewerben muss. Am Ende des Studiums oder der Ausbildung bekommt man jedoch nur mit etwas Glück direkt seine Stelle bei der Bundespolizei See.
Bei allen Polizeien in Deutschland ist es üblich, dass man ein Auswahlverfahren durchläuft. Dazu schickt man zunächst ganz normal seine Bewerbung inklusive eines Lebenslaufes und anderen Dingen ab. Anschließend wird man mit etwas Glück zum Sporttest und, in meinem Fall, zu einem Assessment-Center eingeladen.
Durch mein Nachrücken und damit verbunden die Teilnahme an der Talentförderung hatte ich die einmalige Möglichkeit, zusammen mit einem Talentscout meinen Lebenslauf und meine Bewerbung zu verfassen und von der umfangreichen Erfahrung des Talentscouts zu profitieren. Unter anderem konnte ich mein Selbstbewusstsein für das Bewerbungsgespräch stärken, da man auch das üben kann. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, für den Sporttest auf dem Sportplatz und besonders in der Sporthalle zu trainieren. Diese Möglichkeit habe ich bekommen, da mein Talentscout eine Trainerlizenz besitzt.
Insgesamt war es überaus hilfreich und eine einmalige Möglichkeit, Fähigkeiten und Erfahrungen zu sammeln, die nicht nur für das erste Bewerbungsgespräch, sondern auch für weitere Gespräche mit Führungskräften oder Ausbildern sehr wertvoll sind. Ich kann eine Teilnahme an einem solchen Projekt also nur empfehlen, da man einmalige Erfahrungen und Fähigkeiten für das Leben an die Hand bekommt.
Rückblickend war die Talentförderung der Auslöser für eine bis heute anhaltende, intensive persönliche Entwicklung.

Maximilian
Dualer Student im Fach International Management & Schifffahrtskaufmann
Mit diesem neu gewonnenen Selbstvertrauen bewarb ich mich – und zwar ausschließlich – bei Hapag‑Lloyd, Deutschlands größter Reederei und fünftgrößtem Schifffahrtsunternehmen der Welt um ein duales Studium. Kurz nach dem Abitur zog ich nach Hamburg, startete dort gewissermaßen noch einmal von vorn und begann mein duales Bachelorstudium International Management an der Hamburg School of Business Administration (HSBA). Das Studium findet komplett auf Englisch statt und wechselt regelmäßig zwischen kompakten Hochschulphasen in einer kleinen Jahrgangsgruppe von unter 30 Studierenden und praxisnahen Einsätzen im Unternehmen. Während meiner Rotationen durch unterschiedliche Fach‑ und Operativ-Abteilungen im Hamburger Headquarter erhalte ich tiefe Einblicke in nahezu alle Kernprozesse der Reederei. Parallel habe ich inzwischen eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann erfolgreich abgeschlossen.
Rückblickend war die Talentförderung der Auslöser für eine bis heute anhaltende, intensive persönliche Entwicklung. Es zeigte mir, wie wichtig es ist, sich bewusst aus der eigenen Komfortzone zu bewegen: Nur wer unbequeme Aufgaben annimmt, kann wachsen. Diese Erkenntnis prägt mein Handeln – ob in zusätzlichen Aus- und Weiterbildungen in Bereichen wie Kommunikation, Führung, Unternehmertum und Immobilien oder beim Ausbau meines Netzwerks. Vor allem aber machte mir das Projekt klar, dass Erfolg oft darin liegt, mehr zu tun als der Durchschnitt und sich stetig persönlich weiterzuentwickeln. Für diese Lektion – und den entscheidenden Rückenwind zu Beginn meiner Karriere – bin ich dem TANDEM‑Mentorenprojekt bis heute extrem dankbar.