Von Klima und Böden – Besuch von der Uni Hannover

Dr. Susanne Woche und Selma Dogan mit den Kindern der Klima AG

Klimastreik, Greta, Fridays for Future. Kaum jemand schafft es, den Themen Klimawandel und Umweltschutz dieser Tage aus dem Weg zu gehen. Schon die Kleinsten bekommen mit, dass die Älteren Freitags die Schule bestreiken, stattdessen müllsammeln und demonstrieren gehen oder wie ihre Eltern zu Hause etwa über Bienensterben, Autofahren und das Wetter, das früher ganz anders war, diskutieren. Und alle haben eine Menge Fragen.

Das Ganztagsteam der GS Marienwerder hat deshalb zum aktuellen Schuljahr die Klima AG ins Leben gerufen. Leiterin Selma Dogan hat für heute wissenschaftliche Unterstützung organisiert: Dr. Susanne Woche vom Institut für Bodenkunde der Leibniz Uni Hannover war zu Besuch, um über den Klimawandel zu sprechen – und was Böden damit zu tun haben.
Susanne Woche wirkt möglicherweise nicht unbedingt, wie sich die Zweitklässler*innen den Besuch von der Uni vorgestellt haben: Statt weissem Kittel und Hornbrille trägt sie Sneaker, kurze Hosen, “Stop Wars” Shirt, bunte Spangen und Zöpfe im Haar – lockere Art, nahbar.
Wohl auch deswegen halten sich die Kinder nicht zurück: “Wie lange machst du das schon?” “Macht dir das Spaß?”

“Ist das Klima in Marienwerder noch okay?”

Schnell geht es aber tiefer in die Materie, als manch einer erwartet hätte.
“Was bedeutet die Abkürzung für Kohlenstoffdioxid, CO2, oder Wasser, H2-Null, äh O, ich verwechsle das immer.“, “Gibt es Gerüchte zum Klimawandel?”, “Was ist FCKW? Stimmt es, dass China das herstellt, obwohl es verboten ist? Wie schadet das der Erde?”,
“Ist das Klima in Marienwerder noch okay?”.
Ja, es sind tatsächlich vor allem Zweitklässler*innen, die diese Fragen stellen. Dr. Woche geht geduldig auf alle Fragen ein, erzählt von Chemie, Atomen und Molekülen, von Klimawandelleugnern und erklärt, warum die Ozonschicht so wichtig ist. Sie sagt, dass es gut ist, dass Marienwerder so viele Bäume habe, aber Klima etwas sei, was nicht auf einzelne Orte beschränkt ist.
Sie erzählt von ihrer Arbeit an der Uni, was Böden mit dem Klima zu tun haben, wie sie CO2 speichern, aber dieses auch wieder abgeben können und was man dagegen tun kann.

Bodenqualität und Klima gehören zusammen

Die AG hat in den Wochen davor in der AG darüber gesprochen, wie die Begradigung von Flüssen Hochwasser verschlimmern kann. Sie erzählen Susanne Woche was sie gelernt haben: Pflanzen bilden an natürlichen Flüssen eine Hochwasserzone, das Flussbett kann sich nach einem Umwetter neu formen. Begradigung und Bebauung engen den Fluss ein und lassen ihm diesen Spielraum nicht.
Doch auch die Bodenqualität spielt dabei eine Rolle, erzählt die Forscherin: Böden mit hohem Humusanteil könnten nicht nur mehr Kohlenstoff speichern, sondern nähmen auch mehr Wasser auf und schützten so vor Überschwemmungen und Trockenheit. Doch je wärmer es wird und je weniger Kohlenstoff im Boden ist, desto weniger Wasser könne dieser aufnehmen. Und das wiederum führe zu mehr Trockenheit und wenigser Vegetation – ein Teufelskreis.
In einem Experiment vergleichen die Kinder verschiedene Böden, sehen wie das Wasser einmal sofort einsickert, einmal eine Weile benötigt und wie es beim dritten Boden als Tropfen oben aufliegt und abperlt wie von einer Regenjacke, oder der Lotus-Pflanze, wie ein Junge anmerkt.

Susanne Woche muss eigentlich längst weiter ans Institut. Selma Dogan und Ganztagskoordinator Carstens versuchen, die Veranstaltung irgendwie zu Ende zu moderieren. Doch keine Chance – die Kinder haben noch eine Menge Fragen und belagern die Doktorin noch eine Weile, reden mit Ihr zum Beispiel über das Müllproblem und Autofahren.

Die AG zeigt eindrücklich, was passiert, wenn man bereits jungen Kindern die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen und sich auch mit komplizierteren Themen zu beschäftigen.
Viele Ergebisse aus der AG gibt es für alle Interessierten am 27.6.2019 auf der Kunstausstellung “Unser Klima” an der GS Marienwerder zu sehen.