Superhelden, Meerjungfrauen und schlecht gelaunte Vögel in der Comic AG

In der Comic AG der Grundschule Fuhsestraße erschaffen Kinder eigene Welten, erwecken ihre persönlichen Helden zum Leben und lernen nebenbei noch Zeichnen.

Ein besonderes Kind
Max arbeitet an seiner Version von Superman

„Eines Tages gab‘s mal ein kleines Kind, das war nicht nur ein Kind, das war ein besonderes Kind, das hatte Superkräfte“. Max malt eine zwinkernde Figur mit Sturmfrisur und blauem Umhang. “Supermann, der Zerstörer”, steht darüber. „Alles geht kaputt, was er anfasst, weil er so stark ist.“, erklärt Max. Und doch schafft es der übertrieben starke Superheld, der gerne mal Häuser umpupst, wenn er zum Weltraumflug abhebt, irgendwie nebenbei alle zu beschützen und zu retten – im Schlaf wohlgemerkt, noch bevor er aufwacht.

Andere zeichnen Studien von Affen und Prinzessinnen aus einem Buch nach, erschaffen Wasserwelten mit Walen, Fischen und Meerjungfrauen oder sitzen am Computer und bearbeiten in MS Paint ihre letzten Werke.
Emily erzählt Geschichten von einem Paprika-Helden, der mit einem Gewehr, nein, einer Bazooka scharfe Paprika schießt – und in einer Stadt lebt wo es weder Milch noch Brot gibt. Da hat das Verbrechen natürlich miese Karten.
Sie fängt an, drauf los zu malen und irgendwie geht es auf einmal um einen dicken Vogel namens Karl, der Regen hasst und eine Regenmaschine besitzt.

Computerspiele als Inspiration

Kaum einer liest hier wirklich Comics. Einer sagt, er besitzt ein paar „Lustige Taschenbücher“, doch die meisten ziehen ihre Inspiration aus Zeichentrickserien, ihrer eigenen Fantasie und Computerspielen wie Minecraft und diskutieren nebenbei über Logik- und Programmierfehler in Games.

Alexej Allendorff hilft bei kniffligen Problemen

Die Idee zur AG kommt von Alexej Allendorff, der seit den 90ern Comics zeichnet. Sowohl auf Papier als auch digital am PC. Seine Motive, die er immer dabei hat, um den Kindern bestimmte Techniken zu erklären, erinnern ästhetisch zum Teil an frühe Adventure-Games wie Monkey Island oder Indiana Jones. Auch er ist großer Videospiel-Fan, liebt komplexe Fantasy-Welten und kann daher die Gedankenwelt der Kinder gut verstehen.
Immer wieder gibt er Tipps, wie die Grundschüler ihre Vorstellungen umsetzen können oder wie sie ihren Bildern Leben einhauchen. Das wichtigste in der Comic AG aber sei dabei nicht unbedingt, perfekt zeichnen zu lernen, sagt Stiftung HELP-Mitarbeiter Allendorff.
Es geht darum, einen Raum für Fantasiewelten zu bieten, zwei Schulstunden, die nur für kreatives Denken reserviert sind, wo eben aus einem Chili-schießenden Verbrechensbekämpfer auch einfach mal im nächsten Moment ein dicker Vogel werden darf, der vom Wetter genervt ist.